DigiDic - Das Symposium

Programm
Vortragssprache: Englisch

Freitag, 28 08 20
11:00 – 11:30 Einführung – Elisabeth Schimana
11.30 – 12:00 Eröffnungsvortrag, Keynote 1 – Gisela Schmalz
12:00 – 12:30 Kurzvorträge (je 10 min.)
12:30 – 13:00 Keynote 2
13:00 – 13:30 Kurzvorträge (je 10 min.)
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13:30 – 15:00 Mittagessen
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15:00 – 15:30 Keynote 3
15:30 – 16:20 Kurzvorträge (je 10 min.)
16:20 – 17:30 Pause
17:30 – 19:00 Fragerunde + Gruppenbildung
20:00 Abendessen

Samstag, 29 08 20
10:00 – 12:00 Diskussion in Gruppen
12:00 – 12:30 Pause
12:30 – 13:30 Präsentation der Gruppendiskussionsergebnisse
13:30 – 14:30 Mittagessen


KEYNOTES
Gisela Schmalz | Neue Technologien – Neue Machtstrukturen more

Vertreter mächtiger Technologiekonzerne von der US-Westküste und aus China treiben die Vernetzung und Automatisierung von allem und jedem voran. Und die Nutzenden erweisen sich dabei als deren beflissene Komplizen. Was genau macht die aktuellen Big Tech- und Big Data-Firmen so mächtig? Und warum lassen Menschen es zu, dass ihnen unbekannte Instanzen Daten über sie sammeln und sie darüber dirigieren? Gisela Schmalz zeigt die komplexen Zusammenhänge sowie Auswege aus einer techno-induzierten Fremdbestimmung auf.

Klaudia Zotzmann-Koch (CCC Wien) | Dann haben die halt meine Daten. Na und?! more

Was es bedeutet, wenn »die« meine Daten haben, ist schwer zu begreifen. Mehr noch, viele Rechtstexte wie AGB oder Datenschutzerklärungen sind absichtlich unverständlich und schwer zu lesen. Und die Werbeindustrie, Behörden und anderen Stellen nutzen bewusst aus, wie arglos und bequem wir Menschen sind. Unser Problem als Gesellschaft ist größer, als uns die Buzzwordbingos der Managementebenen allerorts weismachen wollen. Aber der mystische »Digital Native« wird’s schon richten. Oder etwa nicht?

Gero A. E. Egger (GO! Pictures KG) | Europas zweite Chance die digitale Industrierevolution anzuführen more

Ohne die Notwendigkeit der physischen Anwesenheit eröffnet der Aufstieg von Extended Reality (XR) neue Wege zur zwischenmenschlichen Interaktion und Teilnahme an Events. Ein vollständiges Abbild der realen Welt steht unmittelbar bevor und wird praktisch alle Bereiche unseres täglichen Lebens beeinflussen. Von der Arbeitswelt über die Bildung und Ausbildung bis hin zur Unterhaltung und Kunst. Wie sollen wir dieser sogenannten „neuen Normalität“ gegenübertreten und was bietet die XR Industrie dazu bereits heute?

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KURZVORTRÄGE
Margarethe Maierhofer-Lischka (mur.at – Initiative Netzkultur) | jenseits des netzes, denken. orte, schnittstellen und ausdrucksformen für den austausch von wissen, ideen und praxis more

wenn es heißt: unsere seele reist langsamer als unser körper, welcher geschwindigkeit folgt dann unser digitales selbst? ich verstehe und nutze vernetzte (digitale) infrastrukturen als schnittstellen zwischen tun und denken. vielleicht ist es zeit, über das bild des cyborgs hinauszudenken in die zwischenräume und reibungsflächen zwischen technologie, welt und menschen.

Jogi Hofmüller (mur.at – Initiative Netzkultur) | David und die Goliaths – mur.at und GAFAM more

google, amazon, facebook, apple, mircosoft (und ein paar mehr) bestimmen, wie wir das Internet heute wahrnehmen und benutzen. Ich werde über mur.at sprechen, darüber was wir tun, und welche Rolle Organisationen wie mur.at spielen können. Anders als Goliath werden GAFAM nicht durch einen einzigen Steinwurf fallen, aber Alternativen sind möglich.

Tassilo Pellegrini (FH St. Pölten) | Macht und Ohnmacht von Open Data Licensing more

Open Data fördert die Marktkonzentration, obwohl dieser Mechanismus durch den angeblichen nichtkommerziellen und gemeinnützigen Charakter von Open Data-Initiativen verschleiert wird. Insbesondere Lizenzstrategien aus offenen und geschlossenen Lizenzmodellen kommerzieller Marktteilnehmer trägt zu diesen Entwicklungen bei. Dieser Vortrag gibt einen kritischen Einblick in hybride Datenlizenzierungsstrategien, wie sie zur Kommerzialisierung des Internets beitragen und Implikationen für eine gemeinwohlorientierte Internet-Policy.

Seppo Gründler (FH Joanneum) | Kapitulieren oder Mitmischen? more

Warum Open Source-Software in der Designausbildung und in Unternehmen nicht häufig eingesetzt wird. Die meisten Designer und Studenten arbeiten mit proprietären Betriebssystemen, Cloud-Diensten und Software. Was sind die Vorteile und Fallstricke für das Unterrichten und Verwenden von Open Source-Software in einem marktorientierten Berufsfeld? Wie können wir auf die Anforderungen der Kreativbranche an das fast vollständige Monopol der Adobe Cloud und ähnlicher Unternehmen reagieren? Was sind erfolgreiche Beispiele und warum verkaufen die Studenten ihr geistiges Eigentum, stehlen aber Software?

Uschi Reiter (servus. at – Kunst und Kultur im Netz) | Nein, ich benutze ZOOM nicht! more

ZOOM, ist nur ein Beispiel für Software, die sich während des Lockdowns der Pandemieperiode so schnell wie der Covid-19-Virus selbst verbreitet hat. Ich werde den Spuren dieses Phänomens folgen und über meine Erfahrung berichten, dass eine andere digitale Kultur möglich ist. Die Hoffnung, dass sich das Verhalten einer breiten Masse im Umgang mit digitalen Medien ändern wird, habe ich allerdings längst aufgegeben.

Lona Gaikis | Eine Übung in der Häresie von Daten. Die Co-Abhängigkeit der Kunst von sozialen Medien more

Während sich die Rezeption von Big Tech in den frühen neunziger Jahren spaltete zwischen dem kritischen Aktivismus eines unsichtbaren Netzwerks von Medienkünstler*innen und der naiven Ignoranz des kommerziellen Kunstmarkts, scheint die heutige Kunstwelt als Ganze eine besondere Liaison mit dem Produkt, den sozialen Medien, eingegangen zu sein. Wie gehen wir weiter gegen Big Tech vor und wie können wir unserer eigenen Komplizenschaft bei der Stärkung dieser Macht entgehen?

Norbert Math | Bis wohin und nicht weiter? more

Obwohl ich in meinem digitalen Leben zum großen Teil in FOSS unterwegs bin, verwende ich im Audio Bereich auch Produktionsmittel aus dem kommerziellen Umfeld – mit wachsendem Unbehagen und Misstrauen. Ich möchte – mich selbst als Case Study darstellend – skizzieren: Ist der vollständige Umstieg auf FOSS jetzt unabdingbar geworden oder gibt es weitherhin Strategien im Umgagng mit der Datenkrake?

Eva Ursprung | UpStage: Die Bühne im Netz more

Die Web-basierte “Cyberformance”-Plattform UpStage wurde 2003 in Aotearoa (NZ) initiiert und von einer globalen Community von Künstler*innen, Open Source Software-Entwickler*innen und Forscher*innen weiterentwickelt. “Cyberformance” bezeichnet internetvermittelte Live-Performance und nutzt Technologien des digitalen Theaters, von Chatfunktionen und Multi-User-Kollaboration bis zu Streaming und direkter Publikumsinteraktion. Zusätzlich wird über Mixed-Art und Mixed-Reality ein weites Spektrum an Handlungsmöglichkeiten eröffnet.

Reni Hofmüller (ecs Medienkunstlabor) | Reflexionen über den Alltag der Projektgestaltung im esc mkl in Beziehung zu den eingesetzten Werkzeugen more

Die verwendeten Werkzeuge haben einen Einfluss darauf, wie sowohl Konzeption als auch Umsetzung von Werken realisiert werden können. Da wir uns im esc mkl immer darum bemühen, sowohl im Gespräch als auch in der praktischen Umsetzung unterstützend für die KünstlerInnen da zu sein, mit denen wir arbeiten, liegt uns auch daran, in der Wahl der Mittel auf offene Standards und freie Software zu setzen. Einerseits ermöglicht das den KünstlerInnen, bereits Vorhandenes legal an ihre Bedürfnisse anzupassen; andereseits tragen wir dazu bei, dass für spezifische technsiche Herausforderungen Lösungen entstehen, die auch von anderen weiterverwendet und auch wiederum adaptierbar sind. Mit Beispielen aus der Praxis.

Herbert Waloschek (CCC Wien) | Wozu noch Diktatur? Wie wir Dank Konsum und Unterhaltung die Liebe zur Sklaverei entwickeln more

– In welcher Welt leben wir?
3000 Attribute für jeden bei Facebook,
In den USA kann man Identifizierung und Aufenthalt jedes Menschen kaufen.
In Europa: Vorratsdatenspeicherung abgeschafft, Datenschutz-Grundverordnung,
Export von Personendaten in die USA nicht erlaubt: reicht das?
Haben die Privilegien von Unternehmen Priorität gegenüber Menschenrechten?
 
– In welcher Welt wollen wir leben?
Von Menschenrechten und dem Recht auf gutes Leben
 
– Was können wir tun? Wo können wir ansetzen?

Martina Eigelsreiter (Büro für Diversität, St. Pölten) | Diversität und das Recht auf Teilhabe more

Diversität inkludiert einerseits die Kerndimensionen Geschlecht/Gender, Alter/Generationen, Hautfarbe/Ethnizität/Nationalität, Behinderungen/Beeinträchtigungen, sexuelle Identität sowie Religion und Weltanschauung, schließt andererseits aber auch Aspekte wie wirtschaftliche Situation, soziale Rahmenbedingungen, Ausbildung, Sprache, geografischen Lage, Berufserfahrung/Art des Arbeitsverhältnisses, technologischen Infrastruktur, Computerkenntnisse und Informationskompetenz ein. All diese Aspekte müssen berücksichtigen werden, allerdings steht bei der Digitalisierung oft der technische Fortschritt im Mittelpunkt. Somit riskieren wir eine Maschinenintelligenz-Entwicklung, die eine sehr begrenzte und auch privilegierte Vision der Gesellschaft mit den altbekannten Vorurteilen und Stereotypen widerspiegelt.

  • DigiDic - Das Symposium

    Ort: LAMES, Sonnenpark, Spratzerner Kirchenweg 81-83, 3100 St. Pölten.

    In Kooperation mit FH St. Pölten, FH Joanneum, mur.at und servus.at
    Dieses Symposium ist die Initialveranstaltung zur Entwicklung widerständiger Strategien in Form künstlerischer Projekte. Basierend auf den Ergebnissen dieses Symposiums und weiterer Worklabs werden die dadurch entstandenen Arbeiten in einer Ausstellung im Herbst 2021 präsentiert.

Mit
Gero A. E. Egger / Martina Eigelsreiter (AT) / Lona Gaikis (CAN) / Seppo Gründler (AT) / Jogi Hofmüller (AT) / Reni Hofmüller (AT) / Margarethe Maierhofer-Lischka (DE) / Norbert Math (AT) / Tassilo Pellegrini / Ushi Reiter (AT) / Elisabeth Schimana (AT) / Gisela Schmalz (DE) / Eva Ursprung (AT) / Herbert Waloschek / Klaudia Zotzmann-Koch DE)